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Montag, 27. Juni 2011

Zanzibar International FIlm Festival


(Quelle: http://www.ziff.or.tz/)
Gestern endete das neuntägige und bereits  vierzehnte  Zanzibar International Film Festival of the Dhow-Countries. Mit 71 Filmen, sämtlichen Liveband-Auftritten, Pressekonferenzen und Workshops sowie unübersichtlich viel anderem Rahmenprogrammnahm einen das ZIFF komplett in Anspruch.

In dem alten Kolonialbau und zeitweiligem Sultans-Palast House of Wonders (Beit-al-Ajab) sowie im Grand Palace Hotel und abends dann unter freiem Himmel im Amphitheater des von Portugiesen erbautem Old Fort wurde eine Vielzahl von Dokumentationen, Kurzfilmen und Spielfilmen gezeigt. Als Schwerpunkt waren dieses Jahr Filme aus dem Iran, Trinidad und Tobago und Australien zu Gast.

Besonderer Höhepunkt war, das die Produzenten Donall McCusker („The Hurt Locker“, 6 Academy Awards 2008) und Paul Miller sowie der renommierte Regisseur Nick Broomfield (Kurt & Courtney, Biggie & Tupac, Battle for Haditha) Workshops gaben, die eine einmalige Chance für ostafrikanische aber auch international angereiste Filmemacher bot.

Neben dem filmischen Programm gab es jeden Abend Live-Musik zu hören, wobei der Liveaufritt von Reggae und Dancehall Ikone Shaggy einen Ansturm von Besuchern auslöste der mit deutlichem Einsatz von Polizei zurückgedrängt wurde. Das dann zwischen durch die Technik ausfiel und für Verzögerung des Auftritts und Unmut unter den Artisten auf der Bühne auslöste war nur kennzeichnend für das ganze Festival.

Veranstaltungsplätze wurden geändert ohne dies mitzuteilen, die zuständige Information wurde mit Fehlinformationen gefüttert, die Festivaltickets sowie die dazugehörigen T-Shirts kamen erst im Laufe des Festivals an, Filme wurden unterbrochen, ausgelassen oder nicht aufgelistet, das Festivalprogrammheft war mit unzähligen grammatikalischen und etlichen inhaltlichen Fehlern gespickt. Doch was dem Ganzen die Krone aufsetzt, ist das während dem Eröffnungsfilm „Making the Band“ aus Kanada und Uganda  in Stone Town der Strom ausfiel (was normal und einkalkulierbar ist) und die Ersatzgeneratoren erst nach gut einer Dreiviertelstunde wieder ansprangen. Dieses Malheure war mehr als peinlich schließlich sind in Zanzibar landesweite Stromausfälle an der Tagesordnung und gehören einkalkuliert. Beispielsweise waren bei dem internationalen Musik Festival Sauti Za Busara im Februar Stromausfälle nie ein wirkliches Problem.

Wo die sämtlichen Probleme liegen bleibt jedoch für mich im Dunkeln, wie Stone Town bei Stromausfall. Doch auch wenn der Direktor des Festivals Martin Mhando eine sehr sympathische Persönlichkeit ist so hat sein Nachfolger doch einiges zu verbessern um dem Ruf des Festivals der Dhow Countries gerecht zu werden.

Nichtsdestotrotz waren die neun Tage ein aufregende und höchst inspirierende Zeit. Die Einfachheit mit internationalen und lokalen Größen in Kontakt zu treten, zu diskutieren und Kontakte zu knüpfen sind ein enormer Bonus für das Zanzibar International Film Festival. Keine Arroganz und viele Workshops, Foren und Diskussionen mit erprobten Filmemachern ermöglichten ein Programm, das lokale Filmemachern eine Plattform und Fortbildung ermöglichten, was sicher der Hauptbonus an diesem Festival ist. Im Allgemeinen herrschte trotz  der vielen Versäumnisse und Fehlern eine höchst entspannte und gute Stimmung die nur noch das gute Wetter und die wunderschönen Veranstaltungsorte des Festival mit ihrem maritim-arabischen Flair toppen konnten.

Als besonderer Höhepunkt lässt sich die Dokumentation „Journey to the State House – Life of Maalim Seif Shariff Hamad“ von Javed Jafferji über den Vizepräsidenten Zanzibars und die nahezu legendären Wahlen in Zanzibar im Oktober 2010 dokumentiert. Da hier der porträtierte Vizepräsident Seif Shariff Hamad zu Gast war, wehte mit dem roten Teppich, der einmarschierenden Leibgarde sowie dem Blitzlichtgewitter um Seif’s schillernden Mercedes ein Hauch vom pompösen Glanz der großen Filmfestivals in das Amphitheater des Old Forts. Während des Films dann entstand eine familiäre Atmosphäre. Sobald die Zanzibaris etwas ihnen bekanntes oder etwas persönliches Seifs (meist bei Kinderfotos seinerseits oder bei seiner Frau) gezeigt wurde, begannen sie laut zu klatschen und riefen Kommentare in die Menge, die nur noch mehr Gelächter hervorriefen.  Ein einzigartiger Moment.

Ein besonderer Dank sollte Donall McCusker, Paul Miller, Danny Schechter, Daonald Ranvaud und besonders Nick Broomfild gelten, die mit ihrer Gegenwart das Festival beehrten und sich eine Woche lang den etlichen Fragen von Journalisten und Filmemachern stellten und trotz der uneuropäischen Organisation nie die Laune verloren. Auch nicht als Nick Broomfield, mehrmals mit seiner „Klasse“ hinundher rennen musste, bis man endlich einen Raum für sein Forum gefunden hatte. Dankeschön.

Am Sonntag den 26. Juni endete das Festival mit einem weiteren Höhepunkt und zwar einem Thementag, der nur Bongo-Filme (tansanischer Spielfilm)zeigte und so den Zanzibaris eine Tag schenkte an dem sie sich nicht mit Untertiteln oder Übersetzungen rumschlagen mussten und der ihre Themen behandelte. Der Auftritt der tansanischen Filmszene besonders der des Drehbuchschreibers, Regisseurs und Schauspielers Steven Kanumba lockte ein weiteres Mal nach der Dokumentation über Vizepräsident Seif Shariff Hamad eine große Masse an Zanzibaris in das Amphitheater. Außerdem soll der Film „Glamour“ von Amitabh Aurora und Javed Jafferji erwähnt sein der erstmalig eine sansibarische Produktion ist und mit der Darstellung des  verkommenen und brutalen Modelgeschäfts meiner Meinung nach einen filmischen Meilenstein im tansanischen Spielfilm setzte. Auch wenn sich die Jury des Preises für den besten tansanischen Film  für „Ray of Hope“ entschied.

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