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Dienstag, 8. Februar 2011

Safari - auf Reise

Oh je. Da hat man sich circa 4 Monate lang nicht gesehen und hat in ganz unterschiedlichen Kulturen die letzten Monate verbracht und will dann knapp einen Monat mit einander Zeit verbringen? Meine Zweifel waren zuerst groß: Will ich überhaupt , dass meine Eltern und meine kleine Schwester mich hier in meinem neuen zu Hause in Zanzibar besuchen kommen?  Nein, zuerst wollte ich es nicht.

Meine Angst , aus der Kultur hier wieder rausgehauen zu werden und nach der Abreise meiner Familie in eine Phase des Heimwehs nach Deutschland (und nach dem Zanzibar davor) zu fallen, hat sich nicht bestätigt. Auch wollte ich ursprünglich dieses Jahr ganz allleine durchziehen und aus Mami's Schoß abhauen, und mir was eigenes aufbauen. So weit ich dass jetzt nach 5 Monaten sagen kann, habe ich das auch geschafft und der Besuch meiner Eltern hat mich nicht daran gehindert.

Rückblick:
Am 22. 12. 2010 ist meine Familie in Dar Es Salaam trotz verschneiter Flughäfen in Deutschland gelandet um sich einem Klimaschock und 40 ° C Temperaturunterschied auszusetzen. Nach dem Übersetzen per Fähre nach Zanzibar , erwartete ich sie auch schon am Hafentor von Zanzibar Stone Town. Ein verrückter Moment! So in einer anderen Kultur zustecken und dann auf einmal seine Familie , das Symbol der Kultur die man wie ein saisonalen Wintermantel vorrübergehend abgelegt hat, mitten in der neuen Kultur Zanzibars stehen zu sehen. Aber natürlich war die Freude groß - auf beiden Seiten!

Es folgten ein paar Tage am Strand im Süden Zanzibars in Bwejuu und eine (korallensand-)weiße Weihnacht. Am 28.12 dann ging es nach Arusha im Norden des tansanischen Festlands zu Füßen des Kilimanjaros. Von dort brachen wir am darauffolgenden Tag auf . Wohin? Auf Safari ! Mit einem Safari-Auto , einem Koch und einem supernetten Guide und Fahrer (Bilal) sowie einer Menge Gepäck und essbaren Köstlichkeiten wie original Philadelphia - Frischkäse (10 000 TSH = ca. 5 € ; Deutsches Exportprodukt , importiert über einen arabischen Zwischenhändler) ging es also los.

Den ersten Tag stand der kleine Game-Park Manyara auf dem Programm mit Übernachtung auf einem Campingplatz im Ort Mto wa Mbu (Kisw.: Fluss der Fliegen) . Am nächsten Tag passierten wir das Tor des Ngorongoro-Crater National Parks , hinterdessen Gate, wild und urwaldartig bewachsene Hänge mit prähistorischem Flair lockten. Wie ein Tor in eine andere Welt und Zeit erschien es mir. Während wir also durch den Wald den James Camerons Creative-Team von Avatar zu erschaffen haben schien fuhren sank je zurückgelegten Meter rote huckelige Sandpiste die Temperatur. Mich begann es zu frieren , Temperaturen unter 25 ° C war ich nicht mehr gewohnt. Auf der Kuppe, dem Kraterrand des Ngorongoro-Vulkankraters angekommen, offenbarte sich ein biblisches Bild , einer von steilen Hängen umgebenen Ebene , die nahezu komplett mit nichts als Gras bewachsen ist und in dessen Kratersee sich die Sonne so spiegelte, das er aussah wie eine riesige beschienene Spiegelscherbe.

Am Grab von den Serengeti-Pionieren Grzmek vorbei ging es den Kraterrand vorbei und auf der anderen Seite wieder herab gen Serengeti. Der Abstieg vom gut 2500 Meter hohen Kraterrand gen Steppe, verlor nun auch das letzte bisschen irdisches. Unser Jeep kämpfte sich auf einer ewigen Sandpiste durch eine Landschaft die in ihrer Weite und Kargheit und ihren ununterbrochenen geschmeidigen Linien wenig einem irdischen Platz ähnelte. Weit und breit kein Baum kein Stein, nur Gras und weiche Übergänge von Berghang zu Ebene zu Berghang. Dazwischen , wie aus einer anderen Zeit weideten riesige Herden von Gnus und Kühen die von den dortansässigen Masaai domestiziert werden. Die einzelnen Rundsiedlungen die sich von der Landschaft absetzten waren neben der Straße die die Landschaft zerschnitt das einzige Zeichen der menschlichen Existenz. Doch das Bild trügt. Die einzelnen Masai -Siedlungen sind teilweise nur in Nähe der Straße gebaut um für Touristen , die dann zu Hause neunmalklug erzählen , dass sie das "wahre"  Afrika gesehen haben , eine weitere Attraktion zu bieten. Der Kontrast , bei dem man nicht weiß ob man lachen oder weinen soll, wird umso krasser wenn mehrere Große Safari-Jeeps vor den kleinen Zäunen der Siedlungen parken und wie Raubtiere die Siedlung umzingeln. Doch die Tore öffnen sich für die mit Ray-Ban-Sonnenbrillen und Canon-DSLR-Kameras ausgestatteten Touristen die sich die Siedlung zu Gemüte führen. [Das Thema des Kulturausverkaufs soll hier nicht weiter erörtert werden, vielleicht in einem weiteren Artikel] Völkerschau stand nicht auf unserem Programm weiter ging es also in die Serengeti.

Nachmittags auf der Dik Dik-Campsite angekommen, ging es noch auf eine kurze Schnupperfahrt durch die unendlich Weite der Serengeti. Es folgten weitere zwei Tage Tiere suchen in der Serengeti. Einer wahnsinnigen Landschaft in der man an Stellen bis zum Horizont blicken kann ohne  einen einzigen baum oder Felsen zu sehen. Unendlich Weite. Die ewigen Jagdgründe wenn man in kitschigen Metaphern sprechen will, dennoch ein passender Begriff da man zu meiner großen Erstaunung kaum 10 Minuten ohne irgend ein Tier wie Gnu, Zebra, Gazelle, Elephant, Hyäne, Dik Dik, Nilpferd, Affe, Giraffe, Löwe, Gepard, Leopard , Geier oder Krokodil (in absteigender Häufigkeit) verbrachte.

Abends wenn die Sonne unterging und man vom uneingezäunten Campingplatz in die Weite der (hier) mit Schirmakazien gespickten Steppe sah konnte man Hyänen und Elephanten zusehen bis sie von der Dunkelheit verschluckt wurden. Wer an Afrika denkt , denkt an ein Klischee, denkt an Hitze, denkt wohl meist an die Serengeti. Er täuscht sich. Erstens ist Afrika so vielfältig das man es kaum mit einem Begriff wie "Afrika" beschreiben kann und desweiteren ist die Serengeti teils arschkalt. Ich habe die meiste Zeit gefroren außer die Sonne hat mal richtig stark geschienen.

Ein weiteres Erlebnis ist noch erwähnenswert, so traf ich nämlich mitten in der Serengeti auf meinem Campingplatz zufällig Loulou , eine Freundin aus Baden-Baden, nach dazu an Sylvester. Nach einem Gespräch mit ihr und ihrer Familie, sahs ich nun alleine vor meinem Zelt mit Blick auf die Serengeti und wartete alleine (alle anderen waren schon im Bett)  das das neue Jahr anbrechen würde. Es kam und mit ihm kam aus dem Gebüsch ein Rascheln und als ich meine Taschenlampe auf das rascheln richtete floh eine in den lichtkegel gerückte Hyäne vor mir davon. Was für ein Sylvester.

Am vorletzten tag unserer Safari schlugen wir unser Lager am Kraterrand des Ngorongoro auf und fuhren am nächsten Tag in steilen Serpentinen dem Kraterboden entgegen. Eine wahnsinnige Landschaft umgeben von einer Mauer aus Gebirge in deren Mitte sich Unmengen von Tieren tummeln. Wovon ich nur die Flamingoschwärme im Kratersee nennen möchte die sich von der Serengeti abhoben. Des Weiteren konnten wir auch eines der seltenen Nashörner sehen, wenn acuh so weit entfernt, das es kaum zählen kann.

Nach einem beeindruckenden Aufstieg aus dem Krater den der Jeep nur mit Allradantrieb vollführen konnte ging es auch schon wieder zurück nach Arusha.

Nachdem ich eine Woche auf dem Zwischenseminar in Bagamoyo gewesen war, zeigte ich meiner Familie also noch Stone Town und meine Gastfamilie, bei der es ein köstliches Abendessen gab, das mich besonders beglückte da der Zusammenprall meiner zwei aktuell existierenden Welten Europa und Zanzibar kein Zusammenprall sondern eine schöne Symbose war und ich froh war beide Familien einanderbekannt gemacht zu haben. Am 12.01.2011 also brach meine Familie wieder auf ins eisige Deutschland und ich war froh nach vier schönen und anstrengenden Wochen endlich wieder in meiner sansibarischen Familie anzukommen und mir eine Privatspähre und Zeit für mich zu gönnen.

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